Warum Christen Herdentiere sind

Gerade in der Corona-Pandemie wird deutlich, was uns als Christen wirklich trägt. In Zeiten des Lockdowns wird uns bewusst (oder immer wieder gesagt), wie wichtig Gemeinschaft für unseren Glauben ist. Predigten hört man sich online an, evangelistische Aktivitäten verlegt man ins Internet oder die Nachbarschaft, soziales Engagement zeigt man durch Einkäufe für Senioren, Fahrdienste oder ähnliches. Aber trotzdem fühlt man es deutlich: etwas fehlt. Es ist nicht wie früher. Das Miteinander fehlt.

Das ist der Grund, warum viele Gemeinden so entschieden an ihren Gottesdiensten festhalten. Christen „rennen“ trotz erhöhtem Infektionsrisiko weiterhin zur Kirche. Wer nicht dazugehört reagiert mit Kopfschütteln.
Doch der Pandemie-Gottesdienst mit Maske, Abstand und ohne gemeinsame Elemente wie Singen, oder das anschließende Zusammenstehen und Kaffeetrinken ist kein Ersatz für  wahre, persönliche, ja biblische Gemeinschaft. Vielleicht war das der Gottesdienst aber auch noch nie und die aktuelle Situation ist eine Chance, zu wahrer Gemeinschaft zurückzufinden?

So groß wie die Chance, ist aber auch das Risiko. Denn vielen Christen scheint überhaupt nichts zu fehlen. Sie scheinen sich wohl zu fühlen ohne Gemeindetermine, ohne Verpflichtungen und mit der Möglichkeit, ihren Sonntag selbst zu gestalten. Sie tauchen ab, werden still und auch die manchmal mit Nachdruck ausgesprochene Ermahnung, die christliche Versammlung nicht zu verlassen (Hebr 10,25) verpufft ohne Wirkung.

Wie steht es denn nun um den christlichen Herdentrieb? War es bisher nur Gewohnheit, das Pflichtbewusstsein oder die Erwartung anderer, was uns immer wieder zusammenbrachte. Oder steckt mehr dahinter?

Jesus vergleicht seine Nachfolger immer wieder mit Schafen – die Herdentiere schlechthin. Und Jesus vergleicht sich selbst mit einem guten Hirten, der jedem Schaf nachgeht, wenn es sich von der Herde trennt und der es zurück bringt.

Und er warnt seine Nachfolger vor den Wölfen, wie auch später Petrus die Gemeinde vor den Angriffen des Satans warnt:

„Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“ (1.Petr 5,8)

Wie sich Herdentiere wirkungsvoll vor Löwen schützen, können wir bei Zebras sehen. Sie ziehen meist in großen Gruppen von hunderten Tieren durch die afrikanische Steppe. Sie befinden sich dabei so eng beieinander, dass die Streifenmuster der einzelnen Tiere ineinander verschwimmen.
So ist ein einzelnes Tier schwerer auszumachen.

Die Herde als Schutz vor Fressfeinden. Aber nur so lange, bis sich ein Tier von der Gemeinschaft entfernt.

So wichtig ein Hirte für eine Herde auch sein mag, ohne die Gemeinschaft mit Artgenossen können Schafe nicht überleben. Die Herde bietet dem Einzelnen nicht nur Schutz, sondern auch Pflege, Unterstützung, Versorgung u.v.m.

Im Miteinander steckt das Wort EINANDER und so finden wir im Neuen Testament viele Hinweise darauf, was wir in der Gemeinschaft der Christen füreinander tun sollen: einander lieben, einander annehmen, einander ermutigen, ermahnen, dienen, aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken und einander die Sünden bekennen. Einiges davon findet man auch außerhalb der christlichen Gemeinde, auf anderes können wir vermeintlich verzichten. Und manches davon haben wir vielleicht auch in der Gemeinde noch nie erlebt.

Dass Jesus uns mehrfach mit Schafen vergleicht sollte uns zu denken geben. Schafe haben einen so stark ausgeprägten Sozialtrieb, dass sie heute nach deutschem Tierschutzgesetz auf keinen Fall alleine gehalten werden dürfen.

Als Christ alleine zu bleiben ist nicht nur gefährlich, sondern es schadet uns auch erheblich. Aber allein der Gottesdienst und dazu noch unter Pandemie-Bestimmungen ist kein Ersatz für christliche Gemeinschaft.

Und deshalb sehe ich die Einschränkungen aufgrund der Corona-Verordnung als eine Chance, wieder neu zu entdecken, was das MitEINANDER der Christen wirklich bedeutet und gemeinsam den Schatz heben, den unser Schöpfer in die Gemeinschaft der Heiligen hineingelegt hat.

2 Kommentare zu „Warum Christen Herdentiere sind“

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